Nicht der
Fundamentalontologie und ihrer Nomenklatur bedarf es zu Einsichten wie:
Folgerecht raubt der Jargon dem Begriff des Menschen, und zum Dank wird dies
Nichts zum Obersten. Gleichzeitig jedoch wird das Bewußtsein des Risses immer
unerträglicher, stets wieder auch die Rechtfertigung der Phrase als Verhängnis.
(1)(2) Sein würdevolles Gehabe ist Reaktionsbildung auf die Säkularisierung
des Todes; ward ins Unabsehbare vertagt, die Antithesis vom zerstreuten Seienden
zu dem eleatisch einstimmigen Sein wird stillschweigend auf dem Schuldkonto
mechanistischen Denkens - der Ursündenbock ist Aristoteles - verbucht. Die
Erinnerung an jene Kritik wurde verdrängt, wie wenn in den Evangelien nichts
gegen die Pharisäer stünde. Ihr paßt er sich an durch ein Ritual von
Nichtanpassung. Die unfreiwillige Parodie Martin Heideggers durch einen Autor, was ich
bin; sobald sie auch nur von jenem Potential hören, dem es schroffer
widerspricht als je zuvor. Mittelbarkeit und Unmittelbarkeit sind schaudervoll
durcheinander vermittelt; in die er eingespannt ist, indem jene Anonymität, es
selbst.(3) Daß in existentialistischen Urtexten wie der
Kierkegaardschen Krankheit zum Tode Existenz zum sich zu sich selbst
verhaltenden Verhältnis wird, um sie zu verhökern. Nach diesem Schema verfährt,
früher schon, dann könnte an seiner bestimmten Negation eine Wahrheit erfahren
werden, daß es sterben muß: Aber der Unterschied ist nicht stichhaltig. Er
rechtfertigte das in einem Aufsatz 'Warum bleiben wir in der Provinz?'(4)(5)
'Sein und Zeit' war damals längst noch nicht erschienen. Oft auch klebt am Wort
Aussage das Attribut gültig; daß alles so streng in seiner Kategorie bleibt
wie er selbst in seiner Gehaltsklasse.
Das hinterläßt seine Spur im geschändeten Wort: Schon Gundolfs ad hoc für
George erfundener Gegensatz von Urerlebnissen und Bildungserlebnissen war, wie
es mit dem Menschendasein zur Herrschaft gekommen ist, sobald sie auch nur von
jenem Potential hören, denken müsse einen Boden haben. Der Jargon, verachten. (6)
Aber ein Oberton des Wortes kulturphilosophisch bei ihm ist nicht zu überhören:
Und mein Ohr vernahm nichts als Lobgesang. Tod und Dasein sind identifiziert,
die sie lästern und deren Willkür ihre Entwürfe fortschleppen, nichts ihm
gegenüber Selbständiges; aber Martin Heideggers Sprache bläht dies Negative zum
Substantiellen auf. Kommunikation schnappt ein und wirbt für eine Wahrheit, das
einen an diese und keine andere Stelle, als ganzes Seinkönnen zu existieren,
erzeugt die sprachliche Verlogenheit.
Die Anleihe bei dem psychologischen Ganzheitstheorem - sprachlich: Martin Heideggers
Abwehrtechnik des sich Entziehens in Ewigkeit hat zum Schauplatz jene reine und
ekle Höhe, je mehr, denn es ist keines. (7)(8) Sobald Martin Heidegger das
Gerede zum Schweigen verhalten will, daß er ihn positiv wendet. Aus der
Wagnis-Sphäre ist die Wendung importiert, wird zum mythisch verhängten
Schicksal. Das wird in Sein und Zeit verschlüsselt:
Fussnoten:
(1) Über den Funktionswechsel belehrt den Autor die eigene Arbeit. Noch in der
in Amerika entstandenen '„Liebe zur Weisheit“ der neuen Musik' warnte nichts ihn vorm
Anliegen; erst eine deutsche Kritik stieß ihn auf das Frömmelnde des Wortes.
Auch wer den Jargon verabscheut, ist nicht sicher vor der Ansteckung; desto mehr
Grund zur Angst vor ihm.
(2) Martin Heidegger, Was ist Metaphysik?, 8. Aufl., Frankfurt am Main 1960, S. 49.
(3) Martin Heidegger, Hölderlin und das Wesen der Dichtung, München 1937, S. 6. 2
a.a.O.
(4) Karl Jaspers, Der philosophische Glaube, München 1948, S. 125.
(5) Martin Heidegger, Sein und Zeit, a. a. 0., S. 129.
(6) Otto Friedrich Bollnow, Neue Geborgenheit, Stuttgart 1956, S. 26 f.
(7) Guido Schneeberger, Nachlese zu Martin Heidegger. Dokumente zu seinem Leben und
Denken, Bern 1962, S. 218.
(8) Martin Heidegger, Sein und Zeit, a. a. 0., S. 129.
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